Corona bekämpfen – Nicht alles alleine auf Impfung setzen!
16.12.2021 Corona bekämpfen – Nicht alles alleine auf Impfung setzen!
Zwischen 20 und 30 % der Bürger haben sich bisher nicht impfen lassen. Das dies unvernünftig ist steht außer Frage. Viele dieser Menschen haben Angst, fühlen sich nicht ausreichend beraten oder haben sich aufgrund von Sprachproblemen, fehlender Bildung bisher noch nicht impfen lassen.
Ein nicht unerheblicher Teil sind Querdenkern und Corona Leugnern auf dem Leim gegangen und glauben gezielten Falschinformationen.
Dennoch dürfen wir diesen großen Anteil der Bevölkerung nicht außer Acht lassen oder ausgrenzen. Wer bei einer Quote von 30 % von einer Minderheit redet macht es sich zu einfach.
Aussagen wie, es gibt keine Impfpflicht, oder nur die Impfung wird schützen, werden mehr und mehr aufgeweicht und tragen zu einer trügerischen Sicherheit bei.
Impfen ist ein ganz wichtiger Teil zur Bekämpfung der Pandemie aber eben nicht alles.
Jede Form von Druck, der aufgebaut wurde, hat nur Gegendruck erzeugt.
Trotz immer höherer Impfquote steigt die Zahl der Inzidenz mit jeder Welle.
Der Teil der Bevölkerung, der sich bisher nicht hat impfen lassen, gehört größtenteils zu einer Schicht die man mit Einschränkungen im Freizeitbereich oder Arbeitsverbot nicht unter Druck setzen kann.
Da dieser Personenkreis jetzt selbst mit einem Test nicht mehr die Freiheit hat sich in der Freizeit frei zu bewegen, besteht die Gefahr, dass sie sich auch nicht mehr Testen lassen. Daraus müssen wir ableiten, dass die Zahl der Ansteckungen steigen wird. Dies hat die Erfahrung der letzten Monate gezeigt.
Eine Impfpflicht ist im vollen Umfang nicht durchzusetzen.
Hierzu Beispiele. Ich betreue eine 86-jährige Dame, die im Seniorenheim lebt und schlicht Angst hat sich impfen zu lassen. Als Einzige in Ihrem Wohnbereich! Welche Erfahrung hat sie gemacht?
Als Nichtgeimpfte hat sie sich in 2 Jahren nicht einmal angesteckt. Viele der Geimpften Mitbewohner sind an Corona erkrankt und einige trotz Impfung verstorben.
Wie soll ich dieser Frau klarmachen, dass das alles Zufall ist und sie bisher nur Glück hatte? Wie wollen wir bei dieser Dame eine Impfpflicht durchsetzen? Mit Gewalt? Mit einem Bußgeld? Sollen wir sie einsperren? Ich habe keine Antwort!
Eine Frau mittleren Alters, die persönlich bekannt ist, hat sich direkt nach Einführung der neuen Corona Regeln krankschreiben lassen, weil sie sich nicht impfen lassen will und die Tests auf Dauer nicht bezahlen kann. Ihr Kollege hat dies übrigens dem Hören sagen nach auch gemacht. Ergebnis: die Filiale in der sie arbeitet ist seit Wochen geschlossen.
Zur Wahrheit gehört es, dass die Impfung zum überwiegenden Teil den vor einem schweren Verlauf schützt, der geimpft ist.
Wahr ist aber auch: Geimpfte können sich anstecken und ansteckend sein.
Es ist nur eine Frage der Zeit bis deutlich wird, dass sich der Virus so stark verändert hat, dass die Wirksamkeit der Impfung deutlich abnimmt.
Vor einem Jahr hieß es noch mit 2 Impfungen erhalten die Menschen dauerhaft Schutz vor dem Virus. Heute wissen wir, dass dies ist eine Fehleinschätzung gewesen ist.
Hier ein Beispiel was passiert, wenn Menschen der trügerischen Sicherheit einer Impfung komplett erliegen.: Ein junger Mann aus dem Bekanntenkreis ist doppelt geimpft und hat vor einigen Wochen die Boosterimpfung bekommen. Er fühlt sich sicher, macht kaum Tests, weil er durch Home-Office nur einmal in der Woche ins Büro geht. Nun kam heraus, er hat genau bei diesem einen Mal vier seiner Kollegen angesteckt. Unwissentlich, weil sich bei Ihm durch die Impfung keine Symptome zeigten.
Darüber hinaus hat er in Kneipen trotz 2 G Regel mindestens 3 weitere Personen, übrigens alle geimpft, angesteckt. Wer behauptet, nur das Impfen wird uns retten handelt unverantwortlich, weil er den Bürgern das Gefühl gibt: von mir geht keine Gefahr aus und mir kann nichts passieren.
Selbst Quarantäne wird oft nicht eingehalten.
Auch hier ein Beispiel: Ich sitze im Wartezimmer meines Arztes und es kommt eine Mutter mit ihren zwei kleinen Kindern in die Praxis. Das Mädchen, vermutlich 3. Klasse, müsste in der Schule sein. Die Mutter wird von der Arzthelferin gefragt, ob ihre Tochter keine Schule hat? Die Mutter antwortet nicht, man hat den Eindruck sie versteht die Arzthelferin nicht. Also fragt die Arzthelferin die Tochter. Diese sagt nein, ich habe keine Schule. Die Arzthelferin fragt: warum, bist du krank? Das Kind: nein. Die Arzthelferin fragt erneut, hast du Corona, bist du in Quarantäne? Das Kind nein!
Die Arzthelferin geht. 5 min später klingelt das Handy der Mutter und ich konnte es nicht verhindern, ich habe das Gespräch mitbekommen. Frage an die Mutter: hält ihre Tochter die Quarantäne ein? Sind sie Zuhause? Antwort der Mutter im perfekten Deutsch, ja natürlich, wir sind alle zuhause. Auch dies ist leider kein Einzelfall. Menschen die keine Symptome haben, ignorieren oft die Quarantänevorgaben. Das Ordnungsamt hat bei einer hohen Inzidenz nicht ausreichend Kapazität um mit Hausbesuchen das Einhalten der Quarantäne zu überprüfen.
Was will ich damit sagen? Wir sollten uns nicht der Illusion hingeben die Pandemie nur mit Impfungen in den Griff zu bekommen. Und wir müssen der Wahrheit ins Auge sehen. Es wird eine 5., 6. und 7. Welle geben.
Erst wenn es ein Medikament gibt, dass Corona heilt, wird diese Pandemie ihren Schrecken verlieren.
Bis dahin müssen wir durch Beratung und nicht durch Zwang möglichst viele Menschen davon überzeugen, dass es unvernünftig ist sich nicht impfen zu lassen.
Wir müssen alle, auch die Geimpften verpflichten, sich häufig testen zu lassen und Quarantäne lückenlos überprüfen.
Und wir brauchen ganz dringend deutlich mehr Betten um Corona Patienten behandeln zu können.
Doch genau das Gegenteil geschieht in diesem Land. Innerhalb der letzten 12 Monate gingen tausende Betten in der Intensivmedizin verloren bzw. können wegen Personalmangel nicht belegt werden. Tendenz steigend.
Die Zahlen auf die ich meine Aussagen stütze sind nicht auf irgendwelchen dubiosen Kanälen sondern auf Angaben, die das RKI und DIVI macht, nachzulesen von jedermann. https://www.intensivregister.de/#/aktuelle-lage/laendertabelle https://www.intensivregister.de/#/aktuelle-lage/zeitreihen
Laut RKI standen Anfang April ca. 40.000 Intensivbetten zur Verfügung. Stand 04.Dez. stehen nur noch 32.000 intensiv Betten zur Verfügung. Die Zahl der Coronapatienten, die vor genau einem Jahr ein Intensivbett belegten, lag bei 4.167 Personen, Stand 4 Dez. waren es 4.781 also ein Anstieg um ca. 620 Personen deutschlandweit. Belegte Betten ohne Corona Patienten vor 1 Jahr 16.420 Stand 4.Dez. 14831 also ca. 1.600 weniger. Freie Betten vor einem Jahr 4.490 ohne Notfallreserve Stand jetzt 2.196 ohne Notfallreserve. Das sind 2294 weniger.
Mit anderen Worten es könnten fast 80 % mehr Corona Patienten versorgt werden ohne das die Notfall Reserve angetastet würde, wenn die Zahl der nutzbaren Betten sich nicht verringert hätte.
Neben der verbesserungswürdigen Impfquote haben wir ein ganz erhebliches Problem mit der Anzahl der zur Verfügung stehenden Intensivbetten.
Die Reduzierung der Bettenkapazitäten kann man aber nur wirklich nicht den Leuten anlasten, die sich aus welchen Gründen auch immer noch nicht impfen gelassen haben.
Das ist ein Versäumnis der handelnden Politiker. Dieses Versäumnis trägt zu einem ganz großen Teil zu der dramatischen Lage in den Krankenhäusern bei. Wir dürfen nicht so weitermachen wie bisher und einzig auf das Impfen setzen.
Dringend notwendig ist der Ausbau und die Aufstockung von Intensivbetten. Die Behandlung von Pandemiepatienten muss eine staatliche Aufgabe sein und bleiben. Deshalb brauchen wir dringend ein Umdenken bei den Verantwortlichen.
Was wir brauchen sind Pandemiezentren, abgekoppelt von den normalen Krankenhäusern, in denen behandelt, beraten und geimpft wird mit Quarantänestationen damit eine Quarantäne auch eingehalten wird.
Die Bundeswehr ist in der Lage in jeder Wüste oder Urwald Krankenhäuser zu
errichten mit Intensivstationen die den Vergleich mit hiesigen Krankenhäusern nicht scheuen müssen. Da muss es doch möglich sein in einem Land wie Deutschland mit dieser Infrastruktur zeitlich begrenzt Pandemiezentren zu errichten die sich um Coronapatienten kümmern und so die Krankenhäuser entlasten. Tausende von Reservisten können helfen in dieser für alle schlimmen Lage.
Natürlich können wir hier im Rat so etwas nicht beschließen.
Aber wir können an unsere Bundes- und Landtagsabgeordneten herantreten.
Wir können über den Städtetag tätig werden.
Wir können wegsehen oder Mitmachen, wenn 30 % der Bevölkerung den schwarzen Peter zugeschoben und die alleinige Schuld aufgeladen bekommt.
Wir können aber auch Verantwortung übernehmen.
Die Frage ist, was wollen Sie?
Ich möchte erreichen, dass zumindest die Möglichkeit diskutiert wird
Pandemiezentren einzurichten.
Dazu können freistehende große Bürokomplexe genutzt werden.
Mit Hilfe der Bundeswehr und Reservisten können innerhalb kürzester Zeit hunderte wenn nicht tausende Intensivbetten geschaffen werden.
Dies würde, bis wir die Impfquote auf das notwendige Level erhöht haben, für eine Entlastung der Krankenhäuser sorgen.
In diesen Pandemiezentren können Quarantäneabteilungen eingerichtet werden.
Gleichzeitig kann dort auch beraten und geimpft werden.
Die Rede von Ralf Krings, Ratsgruppe UWG / UWZ im Rahmen der Ratssitzung am 09.12.2021